Der Brief – eine Konstante im Wandel der Zeit
Das Leben ändert sich. Die Zeit rennt und alles Neue ist bald alt und vergessen. Die einen finden es spannend und rennen mit, die anderen kritisieren und weigern sich. Eine Mischung aus beidem wäre vielleicht richtig. Es gibt aber auch Dinge, die sich scheinbar bis heute nicht geändert haben. Dazu gehört der Brief!
Als Kinder haben wir Briefe an den Weihnachtsmann geschrieben, später tauschten wir Briefchen während des Unterrichts, es folgten bei so manchen Liebesbriefe und von Behörden die weniger romantischen Briefe. Doch die Geschichte der Briefe geht natürlich viel weiter zurück.
Der Brief so alt wie die Schrift
Schon in der Antike bei den Babyloniern und Ägyptern wurden systematisch Nachrichten ausgetauscht, zuerst mündlich, dann aber auch schriftlich. Später übernahmen es auch die Römer und die Griechen.
Bei den Römern gab es sogar ein echtes Beförderungssystem von Nachrichten, Waren und Menschen auf etwa 300.000km römischen Straßennetzes.
Leider war das 6. bis 8. Jh. eines der dunkelsten, denn es herrschte Chaos in Europa, Völker wanderten, Menschen lebten sehr primitiv, die Zahl der lesenden Bevölkerung war sehr überschaubar. Nur in Klöstern wurde das Wissen und die Schriften als Schätze gehütet, es wurde weiter gelehrt und gearbeitet. Durch gebildete Mönche und Nonnen wurde die Kirche immer mächtiger. Sie baute das Staatswesen und dessen Verwaltung auf. Eine kirchliche Vernetzung entstand. Briefe wurden durch Mönche befördert.



Auch Ritterorden hatten ähnliche Systeme, besonders der Deutsche Ritterorden im 13. Jh. hatte einen ausgeklügelten Kurierdienst.
Doch die Kurierdienste waren sehr teuer, nicht immer zuverlässig und vor allem nicht grenzübergreifend.
Städte brachten im Mittelalter eigene Postwesen heraus, die durch das wieder stärker werdende Bürgertum unterstützt wurden. Diese waren jedoch regional sehr begrenzt. Durch die sich immer weiter ausbreitenden Kaufmanns- Zünfte wurden Gesellen auch mit der Beförderug der Briefe und Waren beauftragt. Das Geschäft boomte, denn diese Gesellen fuhren teils weit über die regionalen Grenzen hinaus. Vor allem Metzger kamen viel rum. Sie besaßen Wagen und Pferde, die sie zum Kauf vom Vieh brauchten. Aus den Hörnern der Tiere schnitzten sie Blasinstrumente, mit denen sie ihre Ankunft ankündigten. Da das Geschäft mit der Post immer mehr florierte, änderte das Signal bald die Bedeutung von „Metzger ist da!“ zu „Post ist da!“. Deshalb haben bis heute Postunternehmen das Horn als Emblem.
1451 wurde der italienische Adelige Roger della Torre e Tassis (Thurn und Taxis) vom dt. Kaiser Friedrich III. beauftragt eine schnelle Nachrichtenübermittlung zwischen dem Hof und dem Militärkommandanten in Italien zu entwickeln. Das gelang ihm so gut, dass er bald Oberpostmeister wurde. Seine Erben verfestigten die Beziehung zum dt. Hof noch mehr. Kaiser Maximilian I. beauftragte Franz von Taxis und dessen Neffen Johann Baptista ein systematisches Postreichsnetz aufzubauen. Durch Maximilians zwei Ehen erweiterte sich sein Territorium von Frankreich über die Nordsee bis nach Italien. Die Familie Thurn und Taxis baute sobald ein schnelles Postnetz von Italien bis nach Holland. Durch die von den Römern übernommenen Relaisstationen, an denen die Post an den nächsten übergeben wird, damit es nahtlos weiter geht, verkürzten den Versand enorm.
Da aber später die Zahlungsmoral der Habsburger immer schlechter wurde, öffnete sich die Post auch für privaten Versand und die Thurn und Taxis wurden reich und berühmt.
Bald wollten auch andere an der Idee verdienen, denn das Reich bestand aus vielen Herzog- und Fürstentümern und obwohl es ein Verbot gab und Thurn und Taxis ein Monopol zugesichert wurde, hielten sich einige Länder nicht daran. Auch die Tarife waren andere und so wurde das System sehr unflexibel und unübersichtig. Erst 1871 mit der Gründung des Deutschen Reiches wurde das deutsche Postwesen unter Bismarck endgültig verstaatlicht und das blieb über 100 Jahre so. Bis 1995 wurde die Dt. Bundespost privatisiert. Auch andere private Unternehmen konkurrieren nun im Paketwesen. Nur der Brief blieb bisher noch bei der Dt. Post.
1979 wurde der Fernkopierer, besser bekannt als Fax, von der Post eingeführt. Damit kann man direkt über die Telefonleitung Briefe und Dokumente als Kopie verschicken. Bis heute gibt es die Möglichkeiten Faxe zu versenden, denn diese werde auch bei Behörden und Unternehmen als unterschriebene Briefe anerkannt.
Seit 1990 ergänzt die E-Mail immer mehr den Brief. Privat überzeugt die E-Mail durch geringere Kosten und die direkte Zustellung, jedoch ist der Brief noch lange nicht wegzudenken, denn E-Mails werden beispielsweise nicht als Dokumente anerkannt.
Seit 2010 bietet nun die Dt. Post AG den Serviece E-Mails verschlüsselt direkt an den Empfänger zu verschicken. Hat der Empfänger den Dienst des elektronischen Briefkastens nicht, wird die Mail vertraulich ausgedruckt, kuvertiert und auf dem normalen Postweg zugestellt.
So sieht man, dass die Geschichte des Briefes eine sehr lange ist, doch trotz des elektronischen Zeitalters ist er noch lange nicht wegzudenken!